Stories aus der Sandmausgeschichte

Über den Drachenrücken  von Volkmar

Eine der wohl beeindruckendsten Kanten ist unter dem Namen "Über den Drachenrücken" im Kletterführer vermerkt. Am Falkenstein ist der Weg und zieht gut 60 Meter gegen den Himmel. Obwohl mit VIIIc eingestuft und damit für mich nicht unbedingt eine Zitterpartie hatte ich schon immer ungeheuren Respekt vor dieser Tour. Aber das heißt nur, daß ich sie unbedingt klettern wollte.
  Vielleicht zwei Jahre bevor es dann soweit war, stand ich bereits mit Achim am Fuße des Felsens und band mich ins Seil ein, um einen Versuch zu wagen. Es war sehr warm, wir etwas träge und auch um die Moral war es nicht so gut bestellt. Die ersten Meter hielten mich noch etwas auf, als Achim sinngemäß mit dem Spruch herausrückte: "Schau doch mal wo der erste Ring steckt, bist Du denn verrückt!" Da war bei mir der Ofen aus. Null Motivation an diesem Tag. Wir gingen wieder.
  Die Zeit verging mit anderen Klettereien, nun war ich wieder da, diesmal mit Birk. Kuno kletterte am Westflügel und konnte mit guten Tips aufwarten. So kam es auch, daß die abweisende Einstiegswand ihre Geheimnisse preisgeben mußte und ich wohl behalten auf dem großen Band ankam. Einige Meter weiter oben steckt der 1.Ring. Mit einer soliden Sanduhrschlinge gesichert, hängt man sich am besten an den Überhang und klettert zwar etwas exponiert aber mit ordentlichen Griffen zum Ring. Von links her geht das nicht so gut. Da sollte man schon mal entschlossen lossteigen, aber das muß man im weiteren Verlauf noch öfter.
  Vom Ring weg kommt die HS. Leicht überhängend, präsentiert sich die scharfe Kante. Mit kleinen Griffen muß man dann mal zügig ein paar Meter schrubben bevor man sich in Ruhe umsehen kann. Der Ring ist dann zwei Meter unter den Füßen und die erste Schlinge, nicht eben berühmt läßt sich legen. Nun steigt man einige Meter senkrechte Kante, legt alles, was geht - also maximal drei Schlingen und sieht sich dann weit oben an der Vereinigung des Drachenrückens mit der direkten Westkante. Eine kleine aber solide Sanduhr muß einem dort die nötige Zuversicht schenken.
  Ich war schon recht fertig, wollte mich aber auf keinen Fall in die Schlinge setzen. Ein kleiner Überhang mit einsetztendem Riß trennte mich noch vom rettenden Ring. Zwei Anläufe hatte ich schon gemacht, war aber jedesmal mit kraftlosen Armen zur Schlinge zurückgekehrt um dort an einem guten Ruhepunkt wieder zu Kräften zu kommen. Erst im dritten Anlauf setzte ich alles auf eine Karte, viel öfter würde ich sowieso nicht mehr probieren können. Mit Mühe schinde ich mich darüber hinweg, finde eine gute Knotenschlinge und erreiche so ziemlich k.O. den Ring. Der Rest ist nur noch eine Frage der Zeit. Wieder war eine große Linie geknackt wurden aber viele gibt es noch ...