Stories aus der Sandmausgeschichte

Jahreserste ´99  von Volkmar

Da es viel mehr Kletterer als Felsen in der Sächsischen Schweiz gibt, aber die meisten gern eine Jahreserste machen wollen, bricht am Jahresanfang ein regelrechter Run auf die Gipfel aus. So sind bei schönen Januar- und Februarwochenenden sicherlich zu Beginn des Monats März 70 Prozent der Felsen schon bestiegen wurden. Mir war es aus verschiedenen Gründen dieses Jahr bis April nicht gelungen, in Sachsen klettern zu gehen. Nun war es soweit, das Wetter schön, eine Jahreserste sollte es werden. Aber wo und welche?
  Erfahrungsgemäß ist da der Große Zschand ganz geeignet, aufgrund seiner Lage und der relativ unbedeutenden und nur vereinzelt stehenden Gipfel. Mit Ulli fuhren wir recht zeitig los, unser Ziel war eine Gruppe von Felsen, die man ohne Abstriche in einem Zug mit Falkenstein, Teufelsturm und Höllenhund nennen kann - Hirschsuhlenturm, Tarzan, Krampus und Litfaßtsäule. Vorher noch auf den Reitsteigwächter und danach aufs Klingermassiv. Wärend wir also frohen Mutes in der Erwartung abgeschiedener Gründe und unbestiegener Felsen in den Großen Zschand vorstoßen, noch keinen Menschen zu Gesicht bekommen, große Schneeflecken im ersten Sonnenlicht zu dampfen beginnen wachsen doch die Zweifel, ob die Felsen unter diesen Bedingungen überhaupt zu erklimmen sind. Wir saugen die morgentliche Stimmung in uns auf, da werden wir von zwei Mountainbikern mit riesigen Rucksäcken überholt. Hm, hoffentlich gehen die nicht gerade zu unseren Felsen. Kurz darauf kommt uns eine Meute von gut zehn Leuten entgegen. ? Wo kommen die denn schon her? Wir biegen ab und sind wieder völlig für uns allein. Der Reitsteigwächter ist alsbald bezwungen, wir waren aber zu spät. Hinten in der Schlucht, wo Krampus und CO stehen klimpern schon seit einer Weile Abseilachten, Menschenstimmen dringen zu uns. Na da wirds wohl nichts werden mit einer Jahresersten. Wenn es aber doch noch eine Chance gibt, dann an der Litfaßtsäule. Vom Tarzan tönen Rufe, der Krampus ist leicht der Hirschsuhlenturm solo zu begehen, die Säule aber nicht von Pappe. Tiefe Fußspuren zeigen uns, daß wir auch hier nicht die ersten sind. Aber, haben sie es auch geschafft. Die Sammlerkante, der günstigste Weg ist feucht und grün, einige Schleifspuren am Einstieg künden von Versuchen. Weiter oben sieht man davon nichts mehr. Der Schneefleck neben dem Einstieg sorgt für ein Plus an Abenteurlichkeit. Dann geht es los. Nicht eben angenehm sind die schmierigen Griffe und Tritte, aber sie reichen. Erleichtert lasse ich den Karabiener in den Ring schnappen als mir Rost und Dreck entgegenkrümeln. Hoppla, den hat schon lange keiner mehr eingehängt, das sieht doch gut aus. Kurz darauf bin ich oben, wenig später auch Ulli. Die Spannung steigt na ..., und ... Im August waren die Letzten oben gewesen. Ha,ha tolle Sache. Glücklich dichten wir irgend etwas passendes zu diesem Tag und setzen unsere Sammelaktion fort.
  Einige Wochen später komme ich dann völlig unerwartet mit meinem Vater in Schmilka zu weiteren drei Jahresersten. Na gut nicht völlig unerwartet diese Felsen hatte selbst ich, der ich doch laut Meinung meiner Freunde ein ausgemachter Gipfelsammler bin, bis dato noch nie gesehen. So ist das eben, da rennt man am 2.Januar auf etliche Bielatalfelsen und ist nirgends der Erste um dann im Juni irgendwo in den Affensteinen seine Jahreserste zu machen.