Stories aus der Sandmausgeschichte

Mondlandschaft  von Volkmar

In irgendeinem Kalender oder Buch hatte ich Bilder von der "Mondlandschaft" gesehen, Bernd Arnold nach dem 4.Ring, wahnsinnig tolle Aufnahme - was für ein Weg. IXa sollte es sein, das hatte ich schon geschafft, Mann so einen Weg zu klettern das wäre Klasse. Am Siegfried ist die Tour. Diesen Fels kannte ich nur aus dem Kletterführer, den Weg nur vom Foto. Ich wollte erstmal sondieren gehen, ob ein Versuch drin ist. Bei irgendeiner der nächsten Wanderungen wurde der Fels aufgesucht und der Weg beäugt, vom Massiv und vom Wandfuß. Von oben wirkt alles klein und interessant, von unten - glatt, steil und abschreckend. Aber nicht abschreckend genug! Die Mondlandschaft war nun zur Aufgabe geworden die ich mir vorknöpfen würde, sobald die Gelegenheit da wäre. Mai`92, es war soweit.
  Von Schmilka her kamen wir, nur ein Gedanke im Kopf - Mondlandschaft. Daß ich öfter als sonst über irgendwelche Wurzeln stolperte war ein gutes Zeichen, die Konzentrationsphase war schon eingeläutet. Zielstrebig ging es los. Birk war erstmal Fotograf denn hier mußte man einfach Bilder machen. Im AF-Stil kam ich mit kleineren Schwierigkeiten aber immer im ersten Versuch bis zum 4.Ring. Und hier sah es verdammt nach Feierabend aus. Einige Versuche vom Ring loszukommen hatte ich bereits unternommen, die Kräfte schwanden, nichts war erreicht. Ich war einfach zu lahm, die kleinen Griffe dort festzuhalten, ich brauchte größere doch die gab es nicht. Was nun. Ein neuer Versuch mit der bisher optimalen Variante sollte der vorletzte werden, danach wollte ich aufgeben. Schier hoffnungslos auch diese Situation. Beide Hände über dem Überhang, den linken Fuß aufgehockt, den rechten unterm Dach. Mit leichtem Dynamo greife ich nun mit rechts unter das Dach, halte irgendwas und setze den rechten Fuß gleich nach. So mit Untergriff entspannt sich plötzlich die Lage ich kann ein Stück queren und erreiche so in der oberen Wand eine gute kleine Platte, die bisher zu weit rechts war. Schnell rette ich mich noch zu den nächsten größeren Platten, dann bin ich eigentlich k.O. Aber noch sind einige Meter zu überwinden bis zum 5.Ring. Schlingen legen, Arme schütteln und kämpfen so reduziert sich meine Tätigkeit in den nächsten Minuten, eigentlich riesige Griffe, ich kann sie kaum noch halten. Selbst die Schlußwand schaffe ich nachher kaum noch. Ausgebrannt könnte man das nennen. So nun müssen die anderen kämpfen...
  Der Tag ist noch längst nicht um, der Frienstein nah, wir machen weiter. "Hauswand". Schon einiges davon gehört, nichts Gutes die nächste Herausforderung, wir nehmen sie an. Birk sichert von einem erhöhten Absatz und ist bereit, herabzuspringen, falls ich vor dem 2.Ring abfliege. So würden wir beide im 1.Ring hängen und ich entginge der Gefahr eines drohenden Aufschlagens auf eben diesem Absatz. Doch dazu kommt es gar nicht, denn alles klappt mehr oder weniger sofort und wir feuen uns über die 17. Begehung der "Hauswand". Zwar ist keine Begehung eingetragen, doch als Carsten den Weg knapp zwei Jahre zuvor stieg, hatte er die 14.Beg. und in dem fast so alten Gipfelbuch steht keine weitere Begehung drin. (Diese Art der Interpolation von Begehungszahlen erfordert freilich einiges Feingefühl und Kenntnisse der Situation, schafft aber richtig angewendet auch einige Freude bei weiteren Wiederholern, deshalb wende ich sie hin und wieder an) Als dritten Weg an diesem Tag und sozusagen als Nachspeise gaben wir uns Thomas Willenbergs "Tanzstunde" am Verwitterten Turm.