Wir fahren in die Schrammsteine, da gibt es viele lohnende Wege! Ok, da waren wir. Also, was wollen wir klettern. Hm, keine Ahnung, mal
herumschauen - die Wege sollten ja auch nicht ganz einfach sein. Klassiker, wie Meurerturm - Westwand, waren uns noch zu happig. Irgendwie
kamen wir zu Max und Moritz - Letzter Streich. Links davon VIIIc - sieht interessant aus. Also versuchen wir diese. Übler Streich - ein
Ausrufezeichenweg. Dort fällt man ganz ungünstig von der Reibung auf einen Absatz, wenn man im Runout versagt. Ich versagte schon mit
Füßen in Ringhöhe, als mir die Sache bewußt wurde. Nun, wir gelangten über den Letzten Streich hinauf und kletterten den anderen Weg
im Toprope. Nachher beglückwünschten wir uns zu der Entscheidung, ihn nicht vorgestiegen zu haben, wir hätten sonst Bekanntschaft mit
dem Absatz gemacht. Daß der Weg so gefährlich ist, hatten wir uns nur so gedacht, auch Name und Schwierigkeit hatten wir nicht genau
gewußt, erst später irgendwo nachgesehen, denn eine Beschreibung hatten wir damals nicht dabei. Von Max und Moritz aus hat man einen
guten Blick auf den Schrammtorwächter. Die östliche Reibungskante sah sehr einladend aus. Die kannten wir schon vom Sehen - Tapetenwechsel
eine IXb. So schwer hatte noch keiner von uns geklettert. Wir wollten einfach mal sehen, was so geht, denn auf Reibungen waren wir bisher
nicht schlecht gewesen. Birk hingegen konnte mein besonderes Interesse an Reibungen nie teilen und verzichtete hier auf größere Versuche.
Für Reibungen benötigt man meist nicht so große Fingerkraft, und wenn doch einmal, dann nur für Einzelzüge. Das kam mir sehr gelegen, denn
die Fingerkraft ist bei mir im Verhältnis zum Gewicht nicht so toll. Thomas ist ähnlich drauf und so rückten wir zu zweit gegen den Felsen
vor. Wohlgemerkt, wir wollten nur mal sehen, wie schwer so IXb sein soll. Bis zum 2.Ring ging alles wie gewohnt, die Züge nicht zu schwer.
Dann wurde es ernster. Knifflige Reibungszüge wurden ausprobiert. Nach einiger Zeit glaubte ich nun die Lösung zu kennen und vielleicht
auch mal irgendwann klettern zu können, aber nicht mehr an dem Tag. Nun wollte ich abseilen und Thomas sollte auch noch das Stück klettern.
Doch was eben der Thomas ist, blickt mich ungläubig an. "Was jetzt, du hast doch noch gar nicht probiert, komm das schaffst du jetzt." So
gesehen, sollte man es wohl nochmal versuchen. Langeweile hatte er auch noch nicht, na dann... Es klappt recht flott, der Weg zurück nur
noch mit Sturz möglich, da kann ich auch weiterklettern. Bald wird die Kante leichter und ich erreiche einen großen Absatz mit
Schlingenmöglichkeit. Hier kommt die Ostwand dazu, VIIIc. Also habe ich wohl schon die IXb geschafft, jetzt noch den Rest hinauf. Aber
wie gesagt, Reibung war mein Ding, kleingriffige steile Wand nicht. Mit großen Pausen und gerade so gelingt die Schlußwand. Als ich mich
dann über die letzten sandigen Buckel auf den Gipfel hinaufziehe, durchströmt mich ein absolutes Glücksgefühl. Gerade noch nichteinmal
daran geglaubt und nun so eine Linie geklettert und noch dazu als erste IXb. Unfassbar. Thomas gelingt die Kante wohl noch besser, er muß
sich auch nicht fürchten und weiß nun das es nicht so wild sein kann, aber ein Tänzchen wird es auch nicht. Als wir uns beide später auf
dem Gipfel die Hand schütteln spüren wir, wie es wohl früher den Erschließern ging, wenn sie mal wieder einen "unbesteigbaren" Felsen
gemeistert hatten. Für mich war das eine neue Dimension, schwere Wege in großen Linien, genauso wie fünf Jahre zuvor der Schritt vom
"Alte-Wege-Kletterer" an kleinen Felsen zu einer VIIa in freier Wand mit Nachholen an dicken Sanduhren. Nun konnten die Wege hier nur
noch schwerer und ausgesetzter werden, neue Dimensionen würde ich nicht mehr finden. Wie so oft nach solch einer Tour kommen gleich die
nächsten Pläne, aber erstmal würden wir heute nur noch Eis essen gehen, weitere Kletterei wäre nur noch billiger Abklatsch.
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