Es ist Oktober geworden, das Wetter läßt sich trotzdem gut an und wir haben frei, denn es ist der Tag der Wiedervereinigung.
Heute soll der Teufel dran glauben, nichts wird uns aufhalten. Wer noch nie auf dem Teufelsturm stand wird mit Respekt die
hohen Flanken betrachten, je näher man kommt, um so höher werden sie. Wie immer vor solch einer Tour steigt dann der
Adrenalinspiegel und man wird immer kribbliger, bis es endlich losgeht und man sich nur noch aufs Klettern konzentriert.
Mit Bedacht (sprich elend langsam) komme ich voran. Was von unten als kompakt erscheint, wird plötzlich zu Griffen und
Tritten und schließlich zu einer kletterbaren Linie, doch der Weg ist noch weit. Vorerst gilt es den ersten Ring zu
erreichen, denn der ist hinter der Kante und somit nicht zu sehen. Quert man nun hier oder erst weiter oben, was ist
günstiger? Man muß es eben ausprobieren. Ein erwartungsvoller Blick um die scharfe Kante herum - na da ist ja der Ring.
Einhängen, durchatmen, ausruhen. Na jetzt siehts aber glatt aus, nicht viel da, dafür liegt die Wand aber etwas. Weiter
gehts. Kleine Leisten und Bänder, gut hinstellen und schauen. Schlingen liegen kaum oder ich habe nicht mehr die passenden
dabei, jedenfalls wird es schon recht luftig. Noch ein kurzer Quergang um die Kante nach rechts, da muß noch eine Schlinge
gelegt werden, sonst mach ich das nicht, aber zum Glück liegt da auch was Richtiges und so erreiche ich den 2.Ring und
hänge mich erleichtert ein. Jetz ist eine Pause fällig. Die vergangenen Meter haben schon an den Nerven gezerrt. Immer die
Ungewißheit, ob man es schaffen kann und dann so eine riesige Mauer. Der Seilzug ist mittlerweile enorm, deshalb will ich
es erstmal abziehen und nachher wieder nach unten werfen. Das Abziehen gelingt, das Werfen nicht. Ein starker Wind bläst
das Seil um die Kante und manchmal hängt es nach einem Wurfversuch fast waagerecht, um nachher irgendwo in der Westwand zu
verbleiben. Immer wieder werden Windpausen zum Werfen abgewartet doch es gelingt nicht, langsames Herunterlassen hilft auch
nicht. Irgendwann nach langer Zeit haben wir Glück, Birk erreicht das Seilende und kommt nach später auch Achim. Bald ist
Birk bei mir, macht sich lang fest und nun gehts auf zum 3.Ring. Früher wurde am 3.Ring gebaut. Er wurde jedoch nach oben
versetzt, so daß man jetzt die halbe Baustelle schon zum Ring hin klettert. Danach wird es leicht überhängend, auch die
Kante hat nur wenig Griffe. Das Losklettern vom Ring will nicht so recht gelingen. Jedesmal erfaßt mich eine Windböe und
kippt mich aus meiner wackligen Hangelstellung, außerdem habe ich noch Bedenken vor dem Rest des Weges. Ich bin nicht mehr
ganz fit und jetzt wirds pumpig. Was sein muß, muß sein, wir wollen hoch, also ran. Schnelligkeit ist beim Klettern noch
nie mein Ding gewesen, hier ist sie gefragt. So fix es eben geht bemühe ich mich nach oben und zum Glück werden die Griffe
auch nicht mehr kleiner so daß ich mit schmerzenden Armen den Absatz erreiche. Es findet sich dann auch noch ein
Sicherungspunkt von dem aus der Rest bis zum Gipfel nicht mehr so schlimm ist. Während später Birk den Achim nachholt,
habe ich Zeit die Tour zu verarbeiten und den Ausblick auf das Elbtal, Zirkelstein, Zschirnsteine und Kaiserkrone zu
genießen. Nach einiger Zeit sind wir alle drei oben und sind glücklich über die tolle Tour. Es waren einfach die Umstände,
die diese Tour zu einem derartigen Erlebnis machten, denn wir kletterten beinahe an unsere Leistungsgrenze, das wilde
Wetter an so einem Felsen und totales Neuland für uns, abenteuerlich.
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