Mal wieder boofen im "Großen Dom", schönes Wetter, warm. Am Sonnabend ( 1.Mai 1998 ) gelang uns schon
der bedeutende "Tiefe-Grund-Wächter" über den exzellenten Weg "Unterschätzung" bevor wir den Rest des Tages am
Domerker herumkletterten. Doch das war bereits Geschichte als wir uns von unserer entlegenen Übernachtungsstelle zur
Domspitze aufmachten. Am Abend wurde tüchtig gefeiert und getrunken, so daß einige noch schliefen, als wir bereits
am Einstieg standen. Von der "Weißen Taube" gibt es ja einige schöne Erstbegehungsbilder und die spukten in meinem
Kopf herum. Ich hatte mir also eine schwierige Wandkletterei vorgestellt, doch die beginnt erst in 20m Höhe. Bis dahin
sind ein Kamin und Kante mit Rippe zu überwinden. Der Kamin ist einfach, dann nähert man sich der Kante und steht
plötzlich ungesichert in 12m Höhe herum. Das Gestein ist nicht eben sehr fest. Eine kleine Sanduhr ginst einen an,
sonst ist kaum etwas vernünftiges zum Sichern zu finden. Die Kante sieht schwer und bröselig aus, der Ring noch etwa
sieben Meter entfernt. Das kommt nicht in Frage! Unwillig doktere ich ein wenig an der Kante herum, dann steht fest, wir brechen
ab, für immer. Auf dem Weg zurück entdecke ich plötzlich, daß eine stumpfe Rippe eine riesige Sanduhr enthält nur
1m vom Kanteneinstieg entfernt, in Fußhöhe. Das reicht, wir sind wieder im Geschäft. Es kostet mich dann trotzdem
Überwindung loszuklettern, aber die Lebensversicherung wird halten, also hinauf. Zaghaft, krampfig, ungelenk
schiebe ich mich die Kante empor, bis eine auslaufende große Rippe sicheren Halt bietet. Mit verklemmtem Bein
und einer seltsamen Schlinge sitzt man hier in ausgesetzter Wand recht gut. Noch ein verzagtes Aufstehen auf der Rippe
und große sandige Platten anrasseln, dann klingt das Schnappen des Karabiners im Ring wie Musik in meinen
Ohren. Das war der Pflichtteil, der Zustieg sozusagen, jetzt beginnt die tolle Wand. Kleine Platten, Löcher
eine scharfe Kante links, das sind die Daten den Weg muß man erst daraus machen. Ich quere zur Kante und
habe wirklich Freude, diese hinauf zu steigen. Manche sagen, ich sei Kantenfan - das stimmt. Jedenfalls
quert man dann irgendwie zurück in die Wand und ist alsbald am 2.Ring. Von da geht es weiter gerade nach
oben, einige Löcher und abgerundete Platten sind zu halten, paar tolle "moves" zu absolvieren, dann erreicht
man den letzten der drei Ringe und ist schon fast oben nur noch drei Meter. Ein kurzer Blick sagt mir, es wird
wohl gehen, sieht gut aus. Na dann , gleich ist´s geschafft. Dachte ich jedenfalls. Nach etwa 1m gibt
es keine echten Griffe mehr nur noch "Schräg´s" und "Rund´s" und ein Fingerlöchli für das 1.Fingerglied.
Es gibt viele Möglichkeiten loszuklettern. Nach einer Weile kenne ich sie alle, aber den entscheidenten Zug
schaffe ich nicht. Dynamisch wird nach abschüssigem Nichts gehechtet, dann baumelt man unterm 2.Ring aus. Wenn nur
die Füße besser stehen würden! Langsam schwindet die Kraft. Es ist mittlerweile recht warm geworden, gleich
kommt die Sonne um die Kante, dann ist es sicher zu spät, denn die Finger sind schon ziemlich durch. Nochmal
eine längere Pause. Zum 5.Mal der letzte Versuch, entscheidende Stelle. Fingerloch blockieren, dazu rechts
ordentlich stehen - geht, rechts weit hochgreifen - vernünftige Schale - hält. Links hochtreten und Fuß
gegen den Fels pressen - hält immer noch. Jetzt schnell zur großen Zacke - Eisenbänder - gerettet. Schnauf. Der
Rest ist schnell erledigt. Für Uli soll es die erste IXc werden, deshalb hat er wohl auch die große Geduld mit
mir aufgebracht. Er schlägt sich wacker, obwohl die Bedingungen nicht mehr ideal sind, es ist schwül
geworden, Donnergrollen ist in der Ferne zu vernehmen. Zügig kommt er voran und ist bald an der Schlüsselstelle.
Wenigstens schafft er es auch nicht gleich, das beruhigt mich, denn bisher sah es eher spielend aus bei ihm. Nach
zwei drei Versuchen gelingt die Passage und wir sinds beide zufrieden. Mal wieder ein richtiger knalliger
Weg nach langer Zeit. Nachtrag 2004: Jetzt steckt genau dort am Einstieg, wo man ihn braucht ein NR
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